schlimmer geht immer

kleine patienten-typologie: patientus jammeri

menschen sind verschieden, leute auch. und wenn menschen krank werden, gehen sie damit auf sehr unterschiedliche art und weise um. es gibt also logischerweise nicht DEN patienten, sondern viele verschiedene. auf meinen diversen krankenhausauflügen habe ich die sub-klassen der art „patientus patientus“ sehr ausführlich studieren dürfen. in ihrem natürlichen lebensraum und manchmal detaillierter als mir lieb war. gerade angehende ärzte und frische medizinstudenten sollten sich frühzeitig mit den verschiedenen typen auseinerandersetzen. denn den tödlichsten fehler, den ein mediziner/schwester/medstudent machen kann, ist, alle sogenannten schwierigen patienten über einen kamm zu scheren. das geht nach hinten los! die genaue kenntnis der subtypen ist wichtig und schont später im umgang und in der pflege dieser spezies die ärztlichen nerven. aber keine angst, dieser kleine grundkurs, basierend auf meinen langjährigen feldforschungen, wird euch helfen!

hier kommt folge 1 der kleinen k’s typology: der patientus jammeri (liebe lateiner, steinigt mich nicht – ich kann es nicht (bis auf ein wenig medizinerlatein)

den patientus jammeri erkennen

der patientus jammeri ist weit verbreitet und kann sowohl in arztpraxen als auch in krankenhäusern beobachtet werden. meist kann man den p.jammeri auf den ersten blick an seiner mimik zu erkennen. verkrampfte, leidgeprüfte mundwinkel. sorgenvoll gerunzelte stirn, mühsam gerade haltung. männchen wie weibchen haben eine ausgeprägte schmerzempfindlichkeit, wobei die der männchen noch ein bisschen ausgeprägter ist. bei untersuchungen oder therapien lässt der patientus jammeri seinen charakteristischen ruf ertönen, oft mals ein „Au“, „auuu“ –  mit langgezogenem ende. besonders reinrassige exemplare zeigen diesen ruf auch schon mal, BEVOR irgendetwas passiert.

das sozialverhalten

der p. jammeri hat ein ausgeprägtes sozialverhalten und braucht immer menschen um sich. dabei sind ihm andere patienten-subtypen (wie z.b. der stoiker) am liebsten, mit artgenossen versteht er sich nur bedingt. bei kontakt mit anderen patienten steht der patientus jammeri gern im mittelpunkt und verbalisiert seine diversen leiden, wobei männchen und weibchen einen drang zur übertreibung haben. im unterschied zu den männchen verlangen die weibchen jedoch meist keinen positiven zuspruch – ihnen reicht es ein empathisches nicken, hauptsache es wird nicht in seinem wortschwall unterbrochen. beiden geschlechtern ist gemein, dass sie eine bestimmte jämmerliche tonlage haben, sobald es um ihre erkrankung geht. der p. jammeri ist in der regal durchschnittlich intelligent, neigt zur monologisierung und monothematisierung – nämlich seiner krankheit(en) und symptome.

der patientus jammeri ist von natur aus eine sehr friedliebene spezies, er wird selten aggressiv (dafür muss man ihn schon sehr reizen.). in der regel fällt es ihm jedoch schwer, freude zum ausdruck zu bringen. hier wird aktuell noch geforscht, ob ein defekt der amygdala vorliegt. dem p. jammeri ein schlappes lächeln abzuringen, kann schon als herausragende leistung gewertet werden.

wie gehe als fachpersonal ich mit dem p. jammeri um?

im vergleich zu anderen patiententypen ist es für das fachpersonal relativ einfach, mit dieser spezies zu interagieren. sofern einige grundlegene regeln beachtet werden:

  • mimik unter kontrolle halten – ein freundliches lächeln und nicken führen oft schon zu einem guten ersten kontakt. auf keinen fall entnervt seufzen und die augen verdrehen. auch dann nicht, wenn der patient nicht hinschaut. der p. jammeri ist sehr sensibel und nachtragend. vor dem betreten eine kurze übung autogenes training hilft, die nerven zu stärken!
  • ganz wichtig ist: immer vermitteln, dass man den patienten ernst nimmt. sätze wie „stellen sie sich nicht so an“ sind unbedingt zu unterlassen. (egal, WIE sich der p. jammeri anstellt) denn das kann im ausnahmefall desaströs enden.
  • widersprechen sollte man dem p. jammeri wennmöglich nicht, das führt nur zur verlängerung seiner verbalisierungen. haltet euch in jedem fall an die groben fakten, geht nicht zu sehr ins detail – denn sonst kann es sein, dass ihr in den nächsten stunden im patientenzimmer gefangen seid. und am ende die ohren bluten.
  • taschentücher griffbereit halten

(ihr seid nicht sicher, dass ihr einen reinrassigen patientus jammeri vor euch habt: keine panik – oftmals kann man mischformen beobachten, die auch verhaltensweisen anderer patiententypen zeigen)

welcher patiententyp soll der nächste sein in k’s typology?

 

 

 

 

 

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