ich hab neulich einen post geschrieben, in dem es mehr oder minder um lebenswertes leben geht. heute erzähl ich mal eine geschichte, die auch davon handelt. von einem bewundernswerten mann.
nennen wir in P.
ich lernte P. in der klinik kennen, vor ca. einem jahr. P. saß zu diesem zeitpunkt schon im e-rolli, den er mit dem kleinen finger steuerte. wir trafen uns immer beim rauchen. so wie in diesem jahr auch schon mehrmals. nur heute lenkt er den e-rolli nicht mehr mit dem finger, das geht nicht mehr. dafür gehts mit dem kopf. allein durch das tippen an die lehne des e-rollis. das rauchen läuft immer noch genauso ab. ich stecke ihm die kippe in die zigaretten-spitze, selbige dann in den mund. und er quarzt dann vor sich hin. die sprache ist auch schon wieder schlechter geworden, aber man versteht ihn noch recht gut.
andere leute starren ihn an. und starren mich an, weil ich ihm helfe. dabei ist er doch ein normaler mensch. warum sollte man mit ihm umgehen wie mit einem kleinen kind?
p. ist kein mensch, der jammert. er ist fröhlich. also, echt fröhlich, keine aufgesetzte fassade. er lebt. er kann sonst eigentlich nichts mehr. außer an der zigarette ziehen. ich hab mal gefragt, wie er das zu hause macht, denn er lebt ja allein. nicht dass er sich die bude abfackelt. aber es funktioniert: mit einer gr0ßen wasserschüssel als aschenbecher und viel mundgeschick.
fast wäre p in ein heim gekommen, weil er nachts beatmet werden muss. man wollte es ihm erst nicht bewilligen, dass er allein zu hause lebe darf, die kasse stellte sich quer. erst nach langem kampf hat’s dann doch noch gekappt, sonst hätte er sein selbstbestimmtes leben aufgeben müssen. in einem heim, ohne rauchen. die vorstellung hat ihn geknickt. verständlich!
erst krücken, dann rolli, dann e-rolli, dann beatmung. all das verkaftet p. klar, sicher auch mit rückschlägen, wut und trauer. manchmal zumindest. aber er freut sich am leben. das, was ihn fertig gemacht hat, ist, daneben stehen zu müssen, wenn andere menschen über sein leben bestimmen und er selbst nichts, aber gar NICHTS tun dagegen tun kann. das ist nämlich das wahrhaft schreckliche, was ein leben nicht mehr lebenswert macht.
im übrigen: p war mal ein echter muskel-mann und weiberheld. wahrscheinlich einer, der mir sowas von unsympathisch gewesen wäre, wie es überhaupt möglich ist. aber wir haben uns in diesem leben und nicht in einem vorherigen kennengelernt.